Literatur
Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl von Büchern vor, die für Leser von Einstein-Online von Interesse sein könnten/sollten. Dabei ist die Rubrik Einstein allgemeinverständlich der klassischen allgemeinverständlichen Literatur gewidmet – Darstellungen, die ohne Mathematik und mit vielen (sprachlichen und grafischen) Bildern die Grundideen der Relativitätstheorie und/oder Aspekte ihrer Anwendung entwickeln.
Unser besonderer Tip ist dabei, nicht ohne Eigeninteresse, das Buch des Einstein-Online-Redakteurs:
Markus Pössel, „Das Einstein-Fenster. Eine Reise in die Raumzeit“
(Hoffmann und Campe, Hamburg 2005)
Wer es eilig hat, ist auf unserer Seite Einstein kompakt gut aufgehoben – hier finden sich kürzere Darstellungen zu Einstein und seinen Relativitätstheorien, beispielsweise:
Thomas Bührke, „E=mc². Einführung in die Relativitätstheorie“
(dtv, München 1999).
Wer es genauer wissen will und dabei zumindest vor einfachen Formeln nicht zurückschreckt, dem sei die Seite Jenseits der Prosa empfohlen. Sie enthält Bücher, die mit einigen einfachen Formeln und etwas Mathematik einen tieferen Einstieg in die Materie ermöglichen, als mit der herkömmlichen populärwissenschaftlichen Beschränkung auf Bilder und Prosa möglich, etwa:
Max Born, „Die Relativitätstheorie Einsteins“
(Springer, Berlin 2003).
Einstein allgemeinverständlich
Hier finden Sie eine Auswahl von allgemeinverständlichen Büchern zum Themenbereich Einsteins Relativitätstheorien, von Hawking und Greene bis zu Kip Thorne. Kurzgefasste Bücher als Überblick über Einsteins Theorien (meist dann auch über sein Leben und außerphysikalisches Wirken) finden Sie unter Einstein kompakt.
Filk, Thomas und Domenico Giulini: Am Anfang war die Ewigkeit. Auf der Suche nach dem Ursprung der Zeit.
C. H. Beck, München 2004
319 Seiten, 63 Abbildungen
Das Thema des Buches ist weiter gefasst als Einsteins Relativitätstheorien: Es geht um Grundlagen des physikalischen Zeitbegriffs, und die ersten Kapitel sind denn auch der Erde als Uhr (sprich, der Definition des Tages und davon abgeleiteter Zeitmaße), dem Begriff des Jahres und der Frage gewidmet, was denn ein Zeitmesser ist. Dann allerdings geht es mitten hinein in die diversen Verknüpfungen zwischen Zeitbegriff und Relativitätstheorie, in Kapiteln, die sich mit Kosmologie und Urknallmodellen, Grundlagen und Effekten der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie, Schwarzen Löchern und auch den praktischen Anwendungen im Navigationssystem GPS ergeben. Dabei beeindruckt durchweg die große Fachkenntnis und Sorgfältigkeit, mit der die Autoren an ihr Thema herangehen: auch erkenntnistheoretische Fragen werden differenziert behandelt und selbst kleinere und weit verbreitete Ungenauigkeiten bei der Darstellung der Relativitätstheorie tunlichst vermieden.
Inwieweit sich das Buch für Leser eignet, die vorher noch gar keinen Kontakt mit den Einsteinschen Ideen hatten, ist fraglich: Zwar ist es einerseits durchweg allgemeinverständlich geschrieben. Andererseits ist das Tempo, in dem die relativistischen Ideen für den Leser entwickelt werden an einigen Stellen recht hoch – wer noch nie den Begriff „Schwarzes Loch“ gehört oder erklärt bekommen hat, wie ein Raumzeitdiagramm zu lesen ist, dürfte sich dort überfordert fühlen. Wer dagegen bereits eine ungefähre Vorstellung von Inhalt und Begriffen der Relativitätstheorie hat und es nun genauer wissen möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Mit den reichhaltigen Hintergrundinformationen zu Konzept- und Ideengeschichte und einigen Erklärungen abseits der ausgetretenen populärwissenschaftlichen Pfade (etwa der Herleitung der Horizonteigenschaften eines Schwarzen Loches mit Hilfe eines konstant beschleunigten Beobachters) hat es auch Lesern, die aus Sach- oder Fachliteratur mit der Relativitätstheorie vertraut sind, viel zu bieten.
Pössel, Markus: Das Einstein-Fenster. Eine Reise in die Raumzeit.
Hamburg, Hoffmann und Campe 2005
335 Seiten, 274 Abbildungen
Eine Einführung in die Welt der Relativitätstheorien, von den Grundideen bis zur modernen Forschung, vom gleichen Autor wie Einstein für Einsteiger. Besonderer Schwerpunkt sind das Zusammenspiel von Illustrationen und Text – ausführlich wird erkundet, wie sich Einsteins Raumzeit bildlich darstellen lässt – sowie die Anwendungen der Einsteinschen Ideen in der Astrophysik: Neutronensternen und Pulsaren, Schwarzen Löchern, Kosmologie, Gravitationswellen (sowie den verschiedenen Möglichkeiten, sie nachzuweisen) sind jeweils eigene Kapitel gewidmet. Wer gewillt ist, etwa soviel Konzentration und Zeit zu investieren wie in einen guten Roman, wird „belohnt mit schönen und klar verständlichen Abbildungen und amüsanten Beispielen; und mit den vielfältigen Aktivitäten jener ‚Bande gewissenloser Physikdidaktiker‘, die ihn immer wieder auf intergalaktische Raumschiffe entführen, um an Bord Experimente zu veranstalten“ (Berliner Zeitung).
Thorne, Kip: Gekrümmter Raum und verbogene Zeit: Einsteins Vermächtnis
München: Droemer-Knaur 1994
Ausführliche Darstellung der Allgemeinen Relativitätstheorie von den Grundideen über die historische Entwicklung und astrophysikalische Anwendungen, bis hin zur Wurmloch-Zeitmaschine (und einer Beschreibung des Presserummels um letztere). Besonderer Schwerpunkt ist die Entwicklung der relativistischen Physik kompakter Objekte, von Chandrasekhar und den Weißen Zwergen bis zu den Erkenntnisfortschritten, die ab den 1960er Jahren zum heutigen Verständnis Schwarzer Löcher führten. Thorne als renommierter theoretischer Physiker weiss, wovon er da schreibt, und hat einen Gutteil der Ideengeschichte, die er wiedergibt, selbst miterlebt. Insgesamt eine sehr schöne, fachlich einwandfreie und allgemeinverständliche Darstellung der Grundlagen und Anwendungen der Einsteinschen Gravitationstheorie, unterstützt durch eine Vielzahl von ebenso hübschen wie hilfreichen Zeichnungen. Einigen Lesern mag der Detailreichtum der historischen Schilderungen etwas zu weit gehen. Umgekehrt dürften es aber gerade diese historische Perspektive und die Anekdoten sein, die das Buch (zusammen mit guten Beispielen für geschickte physikalische Veranschaulichungen) auch für fachlich vorgebildete Leser interessant machen.
Renn, Jürgen: Albert Einstein – Ingenieur des Universums (Essayband)
Wiley-VCH: Weinheim 2005
Diese Essaysammlung ist einer der Katalogbände zur Ausstellung „Albert Einstein – Ingenieur des Universums“, die von Mai bis September 2005 in Berlin stattfand. Über neunzig allgemeinverständlich geschriebene Beiträge werfen Schlaglichter auf Einsteins Leben, seine Vorläufer, seine Forschung und seine Nachwirkung in unserer heutigen Zeit. Von der Lichtmühle bis zum Ritt auf dem Lichtstrahl, von der Frage, was denn eigentlich Trägheit sei bis zu Einsteins musikalischem Wirken, von Gravitationswellen bis zur Rezeptionsgeschichte der Relativitätstheorie in China gibt der Band eine Vielzahl von Anlässen zum Schmökern. Das Autorenverzeichnis liest sich wie ein Who-ist-Who der Einsteinforschung, bereichert sowohl um Journalisten wie um Forscher, die dieser Tage in Einsteins Fußstapfen treten. Mit seinen anregenden Texten, mit einer Fülle von (oft farbigen) Abbildungen illustriert, ein Muss für alle, die einen Überblick über die vielen Facetten des Phänomens Einstein gewinnen möchten.
Sterne und Weltraum – Special Gravitation – Urkraft des Kosmos
SuW-Special Nr. 6, Spektrum der Wissenschaft Verlag: Heidelberg 2001
Themenheft der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ zur Gravitation. In zehn allgemeinverständlichen Artikeln lassen Gravitationsforscher die wichtigsten Themen Revue passieren, von Gravitationswellen und Kosmologie bis hin zu den exotisch-spekulativen Randerscheinungen der Relativitätstheorie, u.a.: „Mikrophone für das Konzert des Kosmos“ (P. Aufmuth und K. Danzmann), „Supernovae – Entdeckungsreise mit dem Computer“ (H.-T. Janka, K. Kifonidis und E. Müller), „Warp-Antrieb, Wurmlöcher, Zeitreisen“ (M. Alcubierre), „Kosmische Zerrbilder“ (J. Wambsganß). Die fachliche Qualität der Darstellung ist hoch – nicht anders zu erwarten, wenn Wissenschaftler über ihre eigenen Fachgebiete schreiben -; dabei bleiben die Texte durchgehend auf populärwissenschaftlichem (allenfalls gehoben verständlichem) Niveau. Empfehlenswert insbesondere für Leser, die ungefähr wissen, worum es bei den Relativitätstheorien geht, und erfahren wollen, was in der modernen Forschung aus Einsteins Ideen geworden ist.
Einstein, Albert: Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie (Gemeinverständlich)
Berlin: Springer 2001
Einsteins allgemeinverständliches Buch über seine beiden Relativitätstheorien. Natürlich erfährt man in diesem Buch nichts über die modernen Anwendungen, aber was die Grundideen angeht, ist diese Darstellung aus erster Hand ein absolutes Muss für jeden Relativitätsfan.
Greene, Brian: Das elegante Universum
Berlin, Siedler 2000 511 Seiten,
76 Abbildungen
Thema des Buches ist die Stringtheorie, einer der Ansätze für eine Theorie der Quantengravitation, die Einsteinsche Gravitation und Quantentheorie miteinander verbinden soll. In den einführenden Kapiteln erhält der Leser zunächst einen flott geschriebenen Einblick in Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie mit vielen anschaulichen Beispielsituationen, bevor es dann ins Reich der Superstrings, der Branen und der M-Theorie geht. Greene ist selbst ein anerkannter Stringtheorie-Forscher; nicht überraschend daher, dass das Buch fachlich höchst kompetent geschrieben ist. Einspruch dürften eine Reihe von Greenes Fachkollegen allerdings bei seiner doch recht optimistischen Darstellung des Status Quo und der Zukunft der Stringmodelle anmelden. Greenes „erstaunliches Talent, griffige Bilder für komplizierte Sachverhalte zu finden“ (NZZ) hat dem Buch zu Recht eine große Fangemeinde eingetragen. Tatsächlich sind die einleitenden Kapitel und die Darstellung der stringtheoretischen Grundlagen äußerst anschaulich und eingängig. Allenfalls das Erzähltempo in den Schlusskapiteln dürfte einen Großteil der Leser überfordern.
Greene, Brian: Der Stoff, aus dem der Kosmos ist. Raum, Zeit und die Beschaffenheit der Wirklichkeit
München: Siedler 2004
640 Seiten, 84 Abbildungen
Absoluter oder relativer Raum? Was bedeutet räumlicher Abstand in einer Quantenwelt? Warum hat die Zeit eine Richtung? Auf der Spur dieser und weiterer Grundlagenfragen Wesen von Raum und Zeit nimmt Greene seine Leser mit auf eine Reise von der Newtonschen Physik bis zur Quantengravitation und spricht dabei bevorzugt Fragen an, die an sich ganz einfach klingen, bezüglich derer die moderne Physik aber zu überraschenden Antworten gelangt. Dass die einfach formulierten Fragen oftmals auch die am schwersten zu beantwortenden sind, weiss jeder Physiker. Mit vielen anschaulichen Bildern und Vergleichen beschreibt Greene den aktuellen Forschungsstand, von verschränkten Teilchen der Quantentheorie bis hin zur Kosmologie, vom Gleichzeitigkeitsbegriff bis zur statistischen Physik. Auch die Stringtheorie darf natürlich nicht fehlen, obwohl das Buch thematisch erheblich weiter gefasst ist als Greenes „Das Elegante Universum“ – dafür aber genauso anregend und verständlich geschrieben. Wer sich für die grundlegenden Fragen von Zeit, Raum und Kausalität interessiert findet hier einen guten, allgemeinverständlichen Einstieg.
Hawking, Stephen: Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1997
Stephen Hawkings „Eine kurze Geschichte der Zeit“ dürfte das meistverkaufte Wissenschafts-Sachbuch der Welt sein. Hier handelt es sich um eine mit vielen professionell gestalteten Farbabbildungen illustrierte Neuausgabe des Klassikers, durch den Millionen erstmals von gekrümmter Raumzeit, Schwarzen Löchern und Inflation
erfuhren. Hinzugefügt ist ein eher spekulatives Kapitel über Zeitreisen.
Hawking, Stephen: Das Universum in der Nußschale
Hamburg: Hoffmann und Campe 2002
Ein bunter Bilderbogen, der dem Leser mit vielen professionellen Grafiken Eindrücke von der Allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantentheorie bis zu Zeitreisen oder Branwelten vermittelt. Hawkings Schwerpunkte sind dabei recht persönlich gesetzt, und seinen eigenen Theorien zur Quantengravitation (mit „imaginärer Zeit“) ist dabei viel Platz eingeräumt.
Vaas, Rüdiger: Tunnel durch Raum und Zeit
Stuttgart: Kosmos 2005
Ein journalistisch-flotter Streifzug durch den Grenzbereich zwischen Physik und Science-Fiction-Literatur – von Schwarzen Löchern über die Quantengravitation zum Warp-Antrieb, den Wurmlöchern und der Frage der Zeitreisen. Allgemein ist der Text solide recherchiert und liefert gute Einblicke beispielsweise in die aktuellen Forschungen zum Informationsverlustparadoxon oder zur Schleifen-Quantengravitation. Ganz gelegentlich werden fachlich vorgebildete Leser die Stirn runzeln; Leser, die sich um tiefergehendes Verständnis bemühen, sollten daher ihrerseits nicht jede Formulierung und jede Aussage auf die Goldwaage legen.
Wenn die Rede auf Zeitreisen und Wurmlöcher kommt, liegt bei vielen Physikern die Sorge nahe, in der Öffentlichkeit könne ein schiefes Bild entstehen – zum einen, wenn der vorläufige und spekulative Charakter der Forschungen nicht angemessen wiedergegeben wird, zum anderen, da diese Themen in der relativistischen Physik eine wesentlich geringere Rolle spielen, als die Vielzahl der Medienberichte nahelegt. Löblich ist daher, wie Vaas jeweils auch relativiert, auf Unsicherheiten und die Grenzen unseres heutigen Wissens hinweist und kritische Stimmen zu Wort kommen lässt. Und dass die Themenauswahl seines Buches einmal mehr die Exotika ins Schlaglicht rückt, bietet umgekehrt schließlich auch eine Chance: Gerade weil Science-Fiction-Themen eine so große Faszinationskraft besitzen, bieten sie einen guten Einstieg, um Leser für die modernen Konsequenzen der Relativitätstheorie zu interessieren.
Einstein kompakt
Einstein für Eilige: Dieser Abschnitt führt Bücher auf, die eine allgemeinverständliche, kompakte Einführung in Einsteins Relativitätstheorie (manchmal auch gleichzeitig in sein Leben und sonstiges Wirken) geben sollen. Er ergänzt damit die Einstein-Online-Seite, die allgemeinverständlichen Büchern über die Relativitätstheorie gewidmet ist.
Bührke, Thomas: E=mc2. Einführung in die Relativitätstheorie
dtv, München 1999
134 Seiten, 11 Abbildungen
Eine Einführung nach klassischem Muster: Mit etwas Biographie gewürzt lässt Bührke die vor-relativistischen Ideen, die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie Revue passieren. Alle wichtigen Stationen werden erwähnt, vom Michelson-Morley-Experiment über die Gleichzeitigkeit zum Zwillingsparadoxon bei der Speziellen, von Periheldrehung und Uratom, Schwarzen Löchern und Gravitationslinsen bei der Allgemeinen Relativitätstheorie. Ein Kapitel „Relativitätstheorie im Alltag“ zu Kernkraft und dem Satelliten-Navigationssystem GPS schließt das Buch ab. Insgesamt ist die Darstellung solide – wer eine kompakte Einführung in die Grundlagen und wichtigsten Anwendungen der Relativitätstheorie sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Leider enthält das Buch aber auch einige (wenige!) kleinere Ungenauigkeiten. So sind die Rolle, die E=mc2 bei der Atombombe spielt und die Leistungsfähigkeit des Michelson-Interferometers recht mißverständlich wiedergegeben, und beim Schwarzen Loch werden schon einmal Ereignishorizont und Photonenradius durcheinandergebracht. Als Einführung nichtsdestotrotz sehr empfehlenswert.
Kornelius, Martin: Einstein light
dtv, München 2005
125 Seiten, 8 Abbildungen
Eine Einführung mit ungewöhnlichem Aufbau: Zunächst werden in bunter Folge die Effekte beider Relativitätstheorien eingeführt. Das erste Kapitel ist der Zeit gewidmet, von langsamer gehenden Uhren bis zu GPS und Schwarzen Löchern, das zweite astrophysikalischen Phänomenen wie Gravitationslinsen, Periheldrehung, aber auch Shapiro-Effekt und dem Pulsar PSR1913+16 (und damit den Gravitationswellen). Erst das dritte Kapitel liefert einen Eindruck vom theoretischen Rahmen – hier geht es um da Äquivalenzprinzips und Einsteins geometrische Deutung der Gravitation. Die Qualität der Darstellung ist im ganzen gut, aber leider ein wenig unregelmäßig. Der deutlich überwiegende Teil der Erklärungen ist solide, auch in der Vereinfachung elegant und leicht verständlich formuliert. Sehr schön wie Kornelius beispielsweise im letzten Teil mit einem einfachen Krümmungsmodell (einem Kegelausschnitt) geometrische Effekte wie Lichtablenkung, Periheldrehung und auch geodätische Präzession verdeutlicht – hier ist die Darstellung ebenso gut verständlich wie sorgfältig. Auch an einer Reihe von anderen Stellen formuliert Kornelius deutlich sorgsamer als andere populärwissenschaftliche Darstellungen, etwa wenn es um den Zusammenhang von Zeitverlangsamung und Newton’scher Gravitation geht. Andere Stellen machen dagegen stutzig. Wer so ausführlich über Zeiteffekte schreibt wie Kornelius sollte zumindest auch die entsprechenden Grunderkenntnisse Einsteins erklären, dass es eben nicht „die Zeit“ gibt, sondern dass Konventionen und aktive Zeitvergleiche via Lichtsignal eine zentrale Rolle spielen. Und eine verkürzte Umformulierung des Äquivalenzprinzips zu „Jedes Experiment läuft an jedem Ort des Universums gleich ab“ dürfte den meisten Lesern einen eher missverständlichen Eindruck davon geben, wobei es bei diesem Grundprinzip geht. Unter dem Strich kommt aber trotz solcher vereinzelten Kritikpunkte eine schöne und lesbare Einführung in die Einsteinschen Relativitätstheorien heraus.
Kiefer, Claus: Gravitation
Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2003
128 Seiten, 38 Abbildungen
Einstein für eilige Fortgeschrittene: In diesem Buch der Reihe „fischer kompakt“ gibt Kiefer, selbst aktiv in der Forschung zur Relativitätstheorie, einen Überblick über die Gravitation, von Newton über Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie bis hin zu astrophysikalischen Anwendungen. Wie bei dieser Reihe üblich folgen dabei auf einen Grundriss-Teil eine Reihe von Vertiefungen – hier werden etwa das Machsche Prinzip und globale Geometrie besprochen. Insgesamt eine gute Darstellung, die freilich durch ihre Kompaktheit, die Verwendung von Formeln und einiges an vorausgesetztem Vorwissen weniger für Einsteiger denn für Leser geeignet ist, die sich bereits mit den behandelten Themen beschäftigt haben und nun entweder eine kurzgefasste Auffrischung oder eine systematische Zusammenfassung suchen. Fachlich ist der Text einwandfrei, wie bei einem solch hochkarätigen Autor zu erwarten; ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass die Abbildungen nicht mit der gleichen Sorgfalt umgesetzt wurden.
Fischer, Ernst Peter: Einstein für die Westentasche
Piper, München 2005
124 Seiten, 29 Abbildungen
Rechtzeitig zum Einstein-Jahr die kompakteste der Kompaktdarstellungen von Einsteins Leben und Werk von einem der derzeit aktivsten Wissenschaftspublizisten, dem Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer. Leider führt die Kompaktheit, gepaart mit dem Umstand, dass es nicht nur um Physik, sondern auch um Einstein als privaten, politischen und philosophischen Menschen geht – mit Kurzkapiteln wie „Frauen“, „Scheidungsbedingungen“ und „Schulnoten“ – dazu, dass für die Relativitätstheorie nur sehr wenig Platz übrig bleibt, der dementsprechend nur oberflächliche Schilderungen zulässt. Zum Teil dürfte der Leser dabei auch eher falsche Vorstellungen von Einsteins Ideen bekommen – etwa wenn im Kapitel „Gleichzeitigkeit“ zwar betont wird, jetzt hinge die gemessene Zeit „vom Ort“ ab, während die Relativbewegung als eigentliche Ursache der Relativität der Gleichzeitigkeit im Hintergrund bleibt. In punkto Relativität ist Fischers Buch daher eher unergiebig; zu empfehlen ist es Lesern, die sich einen schnellen Überblick über alle Aspekte des Phänomens Einstein verschaffen wollen.
Jenseits der Prosa
Dieser Abschnitt enthält Bücher, die mit einigen einfachen Formeln und etwas Mathematik einen tieferen Einstieg in die Materie ermöglichen, als mit der herkömmlichen populärwissenschaftlichen Beschränkung auf Bilder und Prosa möglich ist.
Born, Max: Die Relativitätstheorie Einsteins
Springer, Berlin 2001/2003
501 Seiten, 184 Abbildungen
Eine Einführung in Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie, die einfache Schulmathematik voraussetzt. Leser, die sich dunkel an die Bruchrechnung erinnern, schon einmal eine Wurzel gesehen haben und die einfachste Dreiecksrechnung beherrschen (Differentialrechnung wird nicht vorausgesetzt) können so wesentlich weiter in die Gefilde der Relativitätstheorie vordringen als mit einer bloßen Prosabeschreibung. Entwickelt werden die Grundlagen von Geometrie, Mechanik und Optik bevor es über die Elektrodynamik zur Speziellen Relativitätstheorie geht. Jeweils werden elementare und anschauliche Ableitungen gegeben; erst ab dem Kapitel zur Allgemeinen Relativitätstheorie bekommt die Darstellung mehr beschreibenden Charakter. Die angegebene Auflage, herausgegeben und erweitert von Jürgen Ehlers und Markus Pössel, enthält zusätzlich zu Borns Darstellung ein Kapitel über die moderne relativistische Physik, von Schwarzen Löchern bis Gravitationswellen, von der Kosmologie bis zur Quantengravitation.
Giulini, Domenico: Spezielle Relativitätstheorie
Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2004
128 Seiten, 25 Abbildungen
Eine kompakte Einführung in die Spezielle Relativitätstheorie. Der „Grundriss“-Teil zeichnet die Entwicklung der Theorie von den gedanklichen Vorläufern im 19. Jahrhundert bis hin zu Einsteins Arbeiten nach, leitet die Theorie selbst ab und gibt einen Überblick über Konsequenzen und Anwendungen von Atomphysik bis hin zu einem Ausblick auf die Allgemeine Relativitätstheorie. Ein Vertiefungs-Teil handelt dann einzelne Fragen gesondert ab, von der Frage nach Überlichtgeschwindigkeiten bis zu einer Reihe experimenteller Tests der Theorie. Der Text ist lebendig und kenntnisreich geschrieben; die allermeisten Teile sind mit Hilfe einfacher Schulmathematik (keine Differentialrechnung) zu verstehen. Eine Vertrautheit mit Vektoren, die kurz eingeführt werden und gelegentlich auftauchen, ist von Vorteil. Hilfreich dürfte das Buch für jeden sein, der an einer kurzen , über das populärwissenschaftliche hinausgehenden Einführung interessiert ist, insbesondere auch für Schüler und für Leser, deren Beschäftigung mit der Speziellen Relativitätstheorie bereits etwas zurückliegt und die ihre Kenntnisse ohne großen Zeitaufwand auffrischen wollen.
Schutz, Bernard: Gravity from the Ground Up: An Introductory Guide to Gravity and General Relativity
Cambridge University Press, Cambridge 2004
462 Seiten, 149 Abbildungen
Eine sorgfältige, ausführliche und gleichzeitig humorvolle Darstellung so gut wie aller Aspekte der Gravitationsforschung von Newton bis zu den Gravitationswellen. Vorausgesetzt wird auch hier – außer Englischkenntnissen – nur einfachste Mathematik – weder Differentialrechnung noch quadratische Gleichungen. Schutz, einer der Direktoren am Albert-Einstein-Institut, zeigt dem Leser mit vielen anschaulichen Beispielen, sorgfältig aufeinander aufbauenden Kapiteln die ganze Welt der Schwerkraft – von den Grundlagen bis zu interplanetaren Raumschiffreisen, vom Sterngleichgewicht bis zu Galaxien, und natürlich wird auch auf die Einsteinsche Gravitation gründlich eingegangen: Die Grundideen der Relativitätstheorie werden anschaulich erklärt, und das letzte Viertel des Buches erkundet die relativistische Astrophysik, von Schwarzen Löchern über Gravitationswellen bis zur Kosmologie. Als Bonus gibt es auf der Website zum Buch ergänzende Computerprogramme mit Simulationen und Animationen sowie Lösungen zu den Übungsaufgaben. Für Studienanfänger, aber auch Oberstufenschüler und andere weitergehend interessierte Leser sehr zu empfehlen.
» Website zum Buch „Gravity from the Ground Up“
Kiefer, Claus: Quantentheorie
Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2004
128 Seiten, 42 Abbildungen
Wer eine kompakte, aber verständliche Einführung in die Quantenphysik sucht – sei es, um die Quantengravitation zu verstehen, sei es, weil dies nun einmal ein weiteres Forschungsgebiet ist, zu dem Einstein wichtige Beiträge geliefert hat – ist mit diesem Büchlein gut bedient. Mit einfachen Formeln wird knapp, aber ohne großes Vorwissen vorauszusetzen, auf die Grundzüge der Quantentheorie eingegangen, wo bei auch die Frage der Interpretation aus moderner Sicht abgehandelt wird. Im Abschnitt „Vertiefungen“ wird auf eine Reihe von Aspekten näher eingegangen, so etwa auf die Quanteninformation und den mathematischen Formalismus und, für Leser dieser Webseiten von besonderem Interesse, auf die Verbindung von Quantentheorie und Spezieller Relativitätstheorie (Quantenfeldtheorie) und auf das Spannungsgebiet zwischen Quantentheorie und Gravitation. In der gleichen Reihe erschienen wie der oben beschriebene Band von Giulini zur Speziellen Relativitätstheorie dürfte auch dieses Buch hilfreich sein für jeden, der an einer kurzen , über das populärwissenschaftliche hinausgehenden Einführung interessiert ist oder der bereits vorhandene Kenntnisse ohne großen Zeitaufwand auffrischen will, Schüler und Lehrer eingeschlossen.