Lexikon

Gezeiteneffekte

Die Gravitationswirkung, die ein Objekt von andere Körpern erfährt, hängt üblicherweise davon ab, wo sich das Objekt befindet. Ein Beispiel: Von zwei identischen Objekten unter dem Gravitationseinfluss eines massereichen Körpers wird dasjenige Objekt stärker angezogen, das dem massereichen Körper näher ist. Alle Auswirkungen, die darauf zurückgehen, dass der Gravitationseinfluss solchermaßen von Ort zu Ort variiert, heißen Gezeiteneffekte.

Überall dort, wo die Gravitation als Kraft aufgefasst wird (etwa in der Newtonschen Gravitationstheorie) stecken hinter den Gezeiteneffekten Kraftdifferenzen – Differenzen der Gravitationskraft an einem und an einem zweiten Ort. Diese Kraftunterschiede heißen ihrerseits Gezeitenkräfte.

Hintergrund der Namensgebung ist der Umstand, dass auch die Gezeiten, Ebbe und Flut, auf die Ortsabhängigkeit der Gravitation zurückgehen – vereinfacht gesprochen werden die Ozeane auf der dem Mond zugewandten Erdseite stärker vom Mond angezogen als der Erdball, und der wiederum stärker als die Ozeane auf der abgewandten Erdseite.

Auch in Einsteins Beschreibung der Gravitation, in der Allgemeinen Relativitätstheorie, spielen Gezeitenkräfte eine wichtige Rolle – sie sind direkt mit einer geometrischen Eigenschaft der Raumzeit verknüpft, die Krümmung heisst. (Weitere Informationen hierzu bietet das Vertiefungsthema Gravitation: Vom Fahrstuhl zur Raumzeitkrümmung.) Besonders interesssant sind Gezeiteneffekte im Zusammenhang mit so genannten Singularitäten; siehe das Vertiefungsthema Singularitäten als Raumzeit-Knetmaschinen.