Lexikon

Kosmische Zensur

Wohl die sonderbarste Konsequenz der Allgemeinen Relativitätstheorie sind die Singularitäten, deren Existenz die Theorie vorhersagt – typischerweise Raumzeitregionen, in denen Dichte und/oder Krümmung gegen unendlich gehen.

Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei den Singularitäten um Artefakte, die resultieren, weil Einsteins Theorie Quanteneffekte außen vor lässt – und die in einer vollständigen Theorie der Quantengravitation abwesend sind. Doch selbst wenn man die Quantentheorie beiseite lässt und im Rahmen der klassischen Allgemeinen Relativitätstheorie argumentiert, ist es gut möglich, dass Singularitäten zwar existieren, aber zumindest gut versteckt sind.

Dies besagt jedenfalls die kosmische Zensur-Hypothese, genauer: wann immer ein Körper soweit kollabiert, dass sich eine Singularität bildet, entsteht ein Schwarzes Loch – und die Singularität ist somit hinter dem Horizont des Loches versteckt und für einen äußeren Beobachter komplett unsichtbar.

Derzeit gibt es noch keine Beweis für die Hypothese der kosmischen Zensur – im Gegenteil, es gibt einige Gegenbeispiele, die freilich hoch idealisierte Situationen beschreiben und somit kaum etwas über die wirkliche Welt aussagen dürften. Wie ein solcher Beweis (der sich dann auf realistisch-unsymmetrische Situationen beschränken müsste) aussieht, ist eine der großen offenen Fragen der Forschung zur Allgemeinen Relativitätstheorie.