Allgemeine Relativitätstheorie / Einsteiger-Tour Teil 2: Der kosmische Reigen

Nicht nur, dass die Bahnen von Materieteilchen durch Verzerrungen der Raumzeit beeinflusst werden – die Anwesenheit der Materie ist es, die ihrerseits diese Verzerrungen erst hervorruft!

In Einsteins Universum spielt sich damit ein immerwährender Reigen ab, bei dem Materie und Raumzeit sich gegenseitig beeinflussen: Eine gegebene Materieanordnung verzerrt die Geometrie der Raumzeit (und das, nebenbei bemerkt, nicht nur über ihre Masse, sondern beispielsweise auch über Energie, innere Spannung oder Druck); die Geometrie der Raumzeit bestimmt, wie sich die Materie weiterbewegt. Entsprechend der durch die Bewegung leicht veränderten Materiekonfiguration verändert sich auch die Raumzeitgeometrie, diese veränderte Geometrie beeinflusst die weitere Bewegung der Materie nun etwas anders als vorher, und so weiter, und so fort.

Wäre Einsteins Bild einfach nur eine andere Interpretation der Newtonschen Gravitation, so wäre es eine hübsche Erkenntnis, aber kaum weltbewegend. Tatsächlich führt Einsteins Theorie zu Vorhersagen, die sich von denen des Newtonschen Modells zum Teil sehr deutlich unterscheiden. Vom Einsteinschen Standpunkt aus gibt die Newtonsche Gravitationstheorie lediglich einen kleinen Ausschnitt der Gravitationswirkung wieder – eine bestimmte, durch die Anwesenheit von Masse bedingte Verzerrung der Zeit, durch die sich die geradestmöglichen Raumzeitbahnen zu den üblichen Umlaufbahnen und Fallparabeln verformen. Die Verzerrung des Raums, der verzerrende Einfluss von Energie und Druck sowie eine genau festgelegte Rückkopplung, eine Art Rückwirkung der Raumzeitverzerrung auf sich selbst – all diese Einsteinschen Effekte bleiben bei Newton außen vor.